DER ACHTE TAG

„Etwas ganz anderes ist es offenbar,
worauf die Seele beider
voll Verlangen hingerichtet ist,
etwas Unsagbares,
nur in Ahnungen und Rätseln Andeutbares.“

INTENTION

An Versuchen, wie man auf die beste Art Mensch sein könnte, hat es nie gefehlt. “So wie eine große Versuchsstätte, wo die besten Arten, Mensch zu sein, durchgeprobt und neue entdeckt werden müssten“, hatte sich Robert Musils “Mann ohne Eigenschaften“ oft das Leben gedacht, “wenn es ihm gefallen sollte."

Die Vorstellung, der Mensch sei ein Zwitterwesen zwischen Materie und Gott und des Unendlichen nur in der Sehnsucht teilhaftig, wurde zum Martyrium romantischen Denkens. Das sich Ausstrecken nach der verlorenen Liebe, die Entwurzelung als treibende Kraft eines schöpferischen Lebens, es schien, als berge die Liebe ein Potential, das die Erkenntnis ermächtigte, durch ein Unendliches zu gehen...

“Als nun so ihre ursprüngliche Gestalt in zwei Teile gespalten war, ward jede Hälfte von Sehnsucht nach Vereinigung mit der anderen getrieben: sie schlangen die Arme umeinander und schmiegten sich zusammen, voll Begierde, zusammenzuwachsen. So starben sie durch Hunger und Untätigkeit, weil sie keine Lust hatten, irgendetwas getrennt voneinander zu tun; und immer, wenn eine der Hälften dahin starb und die andere noch übriglieb, suchte sich die zurückbleibende eine andere, mit der sie sich umarmte.

(...) Und so gingen sie zugrunde. (…) Fügt es sich nun, dass der Liebhaber auf seine eigene andere Hälfte trifft, dann werden sie von wunderbaren Gefühlen der Freundschaft und Vertraulichkeit und Liebesverlangen ergriffen und möchten am liebsten auch keinen Augenblick voneinander lassen. Und sie sind es, die ihr ganzes Leben miteinander zubringen, sie, die nicht einmal zu sagen wüssten, was sie voneinander wollen."

(Aus: Platon “Das Gastmahl”)